Generalüberholung einer Querflöte
Eine Generalüberholung bezeichnet die vollständige Reparatur eines Instrumentes. Sie beinhaltet die Aufarbeitung aller optischen und technischen Mängel. Das Instrument wird also von Grund auf repariert, wobei unter Erhaltung der Grundsubstanz das Instrument in einen Zustand „wie neu“ versetzt wird.
Wir schauen der Flötenbauerin Uta Kehl im Bläserstudio Koblenz über die Schultern. Sie wird an einer Querflöte (Marke: Sankyo Flute Etude, Seriennummer: 58378) eine solche Generalüberholung durchführen. Dieser Bericht ist während eines Werkstatt-Praktikums im Bläserstudio Koblenz entstanden. (A.d.R.: Vielen Dank an dieser Stelle der Autorin der Rohfassung). Wir erfahren, welche Reparaturschritte eine Generalüberholung beinhaltet, auf was bei dieser Art von Reparatur besonders Wert gelegt werden muss und wie viel Arbeit hinter dem Ganzen steckt.
Um Mängel festzustellen, verschafft man sich zunächst einen umfassenden Eindruck über den allgemeinen Zustand der Querflöte und ihrer Spieleigenschaften. Diese hängen sehr stark von der Pflege des Instrumentes sowie der Nutzungshäufigkeit ab. Darüber hinaus sind für deren Langlebigkeit Kriterien wie Zusammensetzung des Handschweißes, Lagerung, aber auch Material- und Verarbeitungsqualität des Instrumentes selbst von Bedeutung. Die Überprüfung des aktuellen Zustandes des Instruments läuft folgendermaßen ab:
Allgemeine Überprüfung des Korpus
Zu Beginn wird die Querflöte, welche bekanntlich aus drei Korpusteilen besteht, probeweise zusammengesetzt. Dies dient zur Überprüfung der Zapfenverbindungen, welche die drei Teile – Kopf, Mittelstück und Fuß – zusammenhalten. Hierbei ist es ganz wichtig, dass die Querflöte weder zu schwer noch zu leicht zusammenzusetzen ist. Auffallend bei unserer Sankyo Querflöte ist, dass der Kopfzapfen etwas schwierig mit dem Mittelteil zu verbinden ist. Dies notiert die Querflötenbauerin in ihrem Zustandsbericht.
Nach dem Zusammensetzen der Querflöte wird die allgemeine Gängigkeit der Mechanik, der Klappenaufgang und der Federdruck kontrolliert. Durch das Betätigen der einzelnen Klappen macht die Flötenbauerin sich ein Bild über die Geläufigkeit und den Federdruck. Sind die Klappen zu leicht zu drücken, was bei unserer Beispielflöte der Fall ist, ist der Federdruck eher gering. Dies gibt dem Musiker eine gewisse Leichtigkeit in der Bedienung der Klappenmechanik, kann jedoch auch zu einer unpräzisen Spielbarkeit führen. Ist der Federdruck stärker, so lassen sich auch die Klappen etwas schwerer drücken, jedoch hat die Mechanik einen konkreteren Druckwiderstand, was sich wiederum bei Schülerflöten bewährt hat. Somit ist der Federdruck eine individuell an den Spieler anzupassende Größe.
Neben dem technischen Zustand des Instrumentes wird nun auch der optische Zustand der Oberfläche begutachtet. Hierbei liegt das Augenmerk von Frau Kehl auf möglichen Beulen oder Beschädigungen. Dabei ist es wichtig, zu wissen, welche Teile der Flöte aus Gold, Vollsilber oder lediglich versilbertem Neusilber gefertigt sind. Grundsätzlich sind Beschädigungen an einem Vollsilber-Korpus unproblematischer zu handhaben, wohingegen selbige an lediglich versilberten Instrumenten nicht vollständig zu beheben sind. Dies gilt insbesondere auch für die Mechaniken, die bei sogenannten Silberrohr- Instrumenten meist nur aus versilbertem Neusilber bestehen.
Neusilber Instrumente: Neusilber ist eine dem Messing verwandte Legierung aus Kupfer, Zinn und Nickel. Die Oberflächen werden mit einer Versilberung zum Schutz gegen Allergien und Korrosion überzogen. Schülerflöten der Preisklase bis 900-1000 EUR bestehen meist gänzlichaus diesem Material.
Neusilber Instrumente mit Silberkopf: Das für die Akustik des Instrumentes sehr bedeutende Kopfstück ist bei diesen Flöten aus Vollsilber (925 Sterling Silber bis zu 985 Britannia Silber) gefertigt. Der Korpus und die Mechanik bestehen aus Neusilber versilbert. Die Vorteile eines Vollsilber-Kopfstückes geniessen Flötisten schon ab einer Preisklasse von ca. 1000,- EUR.
Silberrohr Instrumente: Das Kopfstück und der gesamte Korpus sind aus Vollsilber Material gefertigt. Die Mechanik besteht aus versilbertem Neusilber. Man erhält solche Instrumente, die zu großen Teilen handgefertigt sind, in einer Preisklasse ab ca. 1800,- EUR.
Vollsilber Instrumente: Für den Kopf, den Korpus und alle Teile der Mechanik wird Vollsilber unterschiedlicher Reinheit und Härte verwendet. Diese Flöten sind meist handgefertigt und bewegen sich in einer Preisklasse ab 4000 EUR aufwärts. In der Profiklasse werden einzelne Bestandteile je nach akustischen Überlegungen auch aus Gold und Platin gefertigt.
Um das erste Zustandsbild der Querflöte zu vervollkommnen, wird das Instrument nun noch einmal angespielt. Somit wird überprüft, inwieweit einzelne Klappen die Kamine nur noch unzureichend abdichten und in welchen Lagen die Querflöte Probleme bei der Ansprache aufweist.
Bei unserer Beispielflöte ist besonders auffallend, dass die Töne der höheren Oktaven schlechter ansprechen und einzelne Töne nicht sauber erklingen. Auch diese Ergebnisse werden notiert, um einen genauen Überblick über die spezifischen Eigenarten der Flöte zu erlangen.
Im nächsten Teil erfahren wir, wie es mit der eigentlichen Reparatur losgeht und welche Arbeitsschritte zur Generalüberholung unserer Querflöte gehören.